{"source_url": "http://zsz.ch", "url": "http://zsz.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Das-grosse-Raetsel-um-die-Flucht-des-Autozaren/story/18590310", "title": "Das grosse R\u00e4tsel um die Flucht des Autozaren", "top_image": "https://files.newsnetz.ch/images/NewsnetGlobe.jpg", "meta_img": "https://files.newsnetz.ch/images/NewsnetGlobe.jpg", "images": ["https://files.newsnetz.ch/story/2/9/2/29299541/11/rechte_spalte_gross.jpg", "https://files.newsnetz.ch/story/1/3/7/13779630/9/rechte_spalte_gross.jpg", "https://mcdn.newsnetz.ch/upload/1/2/127790.png", "https://cdn.newsnetz.ch/upload/1/2/127790.png", "https://tda.zsz.ch/in/newsnet/in.gif", "https://files.newsnetz.ch/story/1/7/2/17254270/1/rechte_spalte_gross.jpg", "http://zsz.ch/images/logos/categoryLogo.png", "https://files.newsnetz.ch/upload/1/2/127790.png", "https://files.newsnetz.ch/story/3/0/5/30533770/18/rechte_spalte_klein.jpg", "http://www.zsz.ch/images/logos/articleLogo.png", "https://files.newsnetz.ch/story/1/3/1/13130212/4/rechte_spalte_klein.jpg", "https://files.newsnetz.ch/teaser/1/0/teaser72370_element108030.jpg?time=1577984050", "https://files.newsnetz.ch/story/3/1/2/31287600/22/rechte_spalte_klein.jpg", "http://zsz-ssl.wemfbox.ch/cgi-bin/ivw/CP/wirtschaft/article", "https://files.newsnetz.ch/teaser/1/4/teaser101487_element144331.jpg?time=1577984050", "https://www.zsz.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Das-grosse-Raetsel-um-die-Flucht-des-Autozaren/story/18590310/1/pixel.gif?nocache=1577984414", "https://files2.newsnetz.ch/upload/1/2/127790.png", "https://files.newsnetz.ch/story/2/4/5/24593404/7/rechte_spalte_gross.jpg", "https://files.newsnetz.ch/images/NewsnetGlobe.jpg", "https://files.newsnetz.ch/story/1/8/5/18590310/16/topelement.jpg"], "movies": [], "text": "Tragen Sie mit Hinweisen zu diesem Artikel bei oder melden Sie uns Fehler .\n\nSehr gut m\u00f6glich, dass die Geschichte dieser Flucht verfilmt wird. Das Drehbuch zum Kino-Blockbuster jedenfalls ist perfekt. Es ist so gut, als h\u00e4tten sich hier die besten Drehbuchautoren Hollywoods zusammengetan. Es ist die Geschichte eines sehr erfolgreichen, sehr prominenten franz\u00f6sisch-brasilianisch-libanesischen Automanagers, der zuerst zum Star der Branche avanciert.\n\nAuf den Aufstieg folgt der tiefe Fall: Vorw\u00fcrfe wegen Veruntreuung und Betrug, Anklage, Untersuchungshaft in Tokio, dann frei auf Kaution, Hausarrest. Schliesslich, kurz vor Silvester: spektakul\u00e4re Flucht nach Libanon (zum Bericht).\n\nDer Stoff hat viele noch offene Fragen. Zum Beispiel die: Wie konnte dieser Carlos Ghosn, der \u00dcberm\u00e4chtige, der Mann mit den drei Staatsb\u00fcrgerschaften, der Architekt des internationalen Autob\u00fcndnisses von Renault, Nissan und Mitsubishi, wie konnte dieser einstige Star der internationalen Autobranche bloss aus Japan fliehen und sich nach Beirut absetzen?\n\nP\u00e4sse abgegeben\n\nIm April war er aus der Untersuchungshaft entlassen worden \u2013 unter strengsten Auflagen, die verhindern sollten, dass er aus Japan flieht oder wichtiges Beweismaterial beiseiteschafft. In seinem Haus im Bezirk Minato wartete er auf seinen Prozess wegen des Verdachts der Bereicherung, der f\u00fcr April anberaumt war.\n\nDie Kaution hatte Rekordh\u00f6he gehabt, die Auflagen der japanischen Justiz waren scharf. Unter anderem hatte Ghosn seine P\u00e4sse abgeben m\u00fcssen, seinen franz\u00f6sischen genauso wie seinen brasilianischen und seinen libanesischen. Und Kameras bewachten rund um die Uhr seine Residenz. Wie also konnte dieser Mann bloss abhauen?\n\nRicardo Karam, ein libanesischer Fernsehmoderator und Ghosn-Freund, best\u00e4tigte, dass Ghosn seit Montagmorgen in Beirut sei: \u00abEr ist zu Hause, es ist ein grosses Abenteuer.\u00bb Wenig sp\u00e4ter meldete Ghosn selbst seine erfolgreiche Ausreise. \u00abIch bin jetzt in Libanon\u00bb, schrieb er in einem Statement.\n\nFlucht im Instrumentenkoffer\n\nUnd bald berichtete das libanesische Fernsehen, wie Ghosn die japanischen Beh\u00f6rden \u00fcberlistet haben soll: Im Instrumentenkasten einer Musikgruppe, die zum Abendessen bei ihm aufgespielt habe, soll man ihn zum Flughafen Kansai geschmuggelt haben. Dort soll er mit einem Privatflugzeug nach Istanbul und von da nach Beirut geflogen sein.\n\nIn franz\u00f6sischen Medien hiess es unter anderem, der Ex-Manager d\u00fcrfte Japan unter falscher Identit\u00e4t mit falschem Pass verlassen haben \u2013 was, sollte dies zutreffen, f\u00fcr ein Filmdrehbuch nat\u00fcrlich ein weiteres sch\u00f6nes Detail w\u00e4re. Ghosns Ehefrau Carole soll das Komplott \u00fcbrigens ausgeheckt haben \u2013 dabei darf Ghosn mit ihr laut Kautionsauflagen gar keinen Kontakt haben.\n\nDer pl\u00f6tzliche Absturz\n\nEr sei nun \u00abnicht l\u00e4nger eine Geisel des manipulierten japanischen Justizsystems\u00bb, liess Ghosn sp\u00e4ter wissen. Er sei \u00abvor Ungerechtigkeit und politischer Verfolgung\u00bb aus Japan geflohen.\n\nGeisel? Politische Verfolgung? In Japan? Die grosse Flucht des Carlos Ghosn hat eine Vorgeschichte. Mindestens eine.\n\nSie beginnt mit dem Manager, der Nissan einst vor der Pleite rettete, wof\u00fcr sie ihn in Japan sehr lange lobten und priesen und ihn sogar in einem landestypischen Manga-Comic verewigten. Bis im November 2018 der grosse und pl\u00f6tzliche Absturz kam: Festnahme in Tokio, Anklage, Gef\u00e4ngnis.\n\nDer heute 65-J\u00e4hrige, der am Ende mehr als 16 Millionen Euro im Jahr verdient hatte, soll seine Bez\u00fcge bei dem Unternehmen jahrelang zu niedrig angegeben und Firmengelder veruntreut haben. Und dann war da noch die Sache mit einer Firma, die Nissan 2010 in den Niederlanden gegr\u00fcndet hatte. Eigentlich sollte \u00fcber das Finanzvehikel in Start-ups investiert werden.\n\nVon wegen: In Japan wurde berichtet, dass Millionen davon in Luxusimmobilien in Rio de Janeiro, Beirut und Paris abgeflossen sein sollen. Der Millionenmann mit den drei P\u00e4ssen in Wahrheit ein gieriger Betr\u00fcger?\n\nVorgezogene H\u00f6chststrafe\n\nNacheinander verlor Ghosn seine Jobs bei Nissan, Mitsubishi und auch bei Renault. Statt in noblen Hotels und Feinschmeckerlokalen logierte der Ex-Manager nun in einem Gef\u00e4ngnis in Tokio, das vor allem f\u00fcr seine kleinen und kalten Einzelzellen bekannt war. Schlafen auf ausrollbaren Futons, kalte Speisen: F\u00fcr einen durchaus barocken Genussmenschen wie Ghosn muss das wohl schon eine Art vorgezogene H\u00f6chststrafe gewesen sein.\n\nCarole Ghosn hatte immer wieder die Haftbedingungen ihres Mannes kritisiert und moniert, dass ihr Gatte in Japan keinen fairen Prozess bekomme. Sogar Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bat sie um Einmischung, ohne grossen Erfolg.\n\nZweifel am Rechtssystem\n\nL\u00e4ngst ging es bei der Ghosn-Aff\u00e4re nicht mehr nur um Bilanz und Image eines japanischen Autokonzerns, der sich irgendwann von seinem einstigen Heilsbringer get\u00e4uscht f\u00fchlte. Sondern um Japans Rechtssystem und die Frage, wie man hier mit dem Prinzip der Unschuldsvermutung umgeht. Seine Anw\u00e4lte beklagten, Staatsanwaltschaft und Nissan h\u00e4tten gemeinsam einen Fall gegen Ghosn konstruiert \u2013 man habe verhindern wollen, dass Ghosn die Japaner an Renault ausliefert.\n\nAuch Rechtsexperten und Menschenrechtler zweifelten am japanischen Rechtssystem. Von \u00abGeisel-Justiz\u00bb war die Rede. Und Ghosn selbst greift die Kritik auch jetzt in seinem Statement aus Beirut auf: In Japans Rechtssystem gelte \u00abdie Schuldvermutung, ist Diskriminierung z\u00fcgellos, und grundlegende Menschenrechte werden verweigert\u00bb.\n\nDer Anwalt wusste nichts\n\nLaut Nachrichtenagentur Kyodo habe die Einwanderungsbeh\u00f6rde keinen Eintrag von Ghosns Abreise gefunden, was daf\u00fcr sprechen w\u00fcrde, dass er das Land mit falschem Pass verlassen hat. Reuters zitierte einen leitenden Beamten, wonach Ghosn mit einem franz\u00f6sischen Pass und einem libanesischen Personalausweis eingereist sei. Genauere Umst\u00e4nde seien nicht bekannt und ausserdem \u00abPrivatsache\u00bb.\n\nSo privat, dass wohl nicht einmal Ghosn-Anwalt Junichiro Hironaka etwas wusste. An Weihnachten habe er ihn zum letzten Mal gesehen. Reuters zufolge soll sich Ghosn gleich am Montag mit dem libanesischen Pr\u00e4sidenten Michel Aoun getroffen und ihm f\u00fcr seine Hilfe gedankt haben.\n\nGhosn, Glamour und Geheimnisse, bis zum Abgang. Elon Musk, der Chef des kalifornischen Elektroautobauers Tesla, fasste den Plot auf Twitter so zusammen: \u00abCarlos Gone\u00bb, so sein lakonisches Wortspiel. Carlos gegangen.", "keywords": [], "meta_keywords": [""], "tags": [], "authors": ["Thomas Fromm Und Thomas Hahn", "Beat Camenzind.", "Silvia Aeschbach.", "Holger Alich.", "Ulrike Sauer"], "publish_date": null, "summary": "", "article_html": "", "meta_description": "Wie nur war es m\u00f6glich, dass Carlos Ghosn in Japan abtauchte? 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